Khajurâho, Indien: ein See, Tempel und die schönsten Frauen der Welt

Die Frauen von Khajuraho sind in farbenprächtige, stets mit Pailletten bestickte Saris gekleidet, ihre Arme mit glitzernden Armbändern bedeckt. Sie sind eine Ode an die Weiblichkeit und Schönheit

 

Gold-Ohrringe in der Nase, Ohren, indische Frauen sind Juwelen, Edelsteine. Schmales Gesicht, aquiline Nase, hervorstehender Wangenknochen, fleischige und zarte Lippe. 
Das goldene Metall, das auf ihrer braunen Haut glänzt, das tiefschwarze Haar, die strenge Augenbraue auf der dunklen, mit Glimmer glitzernden Iris. 
Die rote Punck an Stirn, Zeichen der Hochzeit, wie eine Wunde. 
Nackte Füße in ihren Sandalen, die Fußsohlen mit rotem oder gelbem Henna gefärbt, die Zehen mit Ringen geschmückt, die mit bunten Steinen besetzt sind. 
Auf ihren Köpfen tragen sie Sand und Steine in Metallwannen, um den schreienden und staubigen, immer hungrig Betonmischer auf den Baustellen zu versorgen. Der Gang bleibt hochmütig, der Rücken gerade, der Hals gestreckt, das Gesicht mit einem durchsichtigen Schleier bedeckt. 
Um sie herum schütteln sich Kinder mit glühenden Augen, sie tragen die Babys mit kohlrabenschwarzen Augen auf den Hüften, eingehüllt in die Hitze des Nachmittags. 
Diese Frauen sind wunderschön. Es gibt nur wenige Orte auf der Welt, wo sie so schön sind… 
Sie haben ein strahlendes Lächeln, aber oft starrt ihr harter Blick mich an. Ich ziehe es vor, ihre Verachtung für weiße Frauen zu ignorieren, die allein ohne ihre Ehemänner reisen … falls sie welche haben. 
Eine anständige Frau reist nicht allein. Sie bleibt die meiste Zeit zu Hause und kümmert sich um den Haushalt. Sie arbeiten hart, auf den Feldern, auf den Baustellen, immer mit anderen Frauen. 
Sie sehen glücklich aus, aber was weiß ich schon, was hinter ihrem Lachen steckt. Eine freie Frau hier zu sein, bedeutet, eine alleinstehende Frau zu sein, ohne Familie, ohne soziales Leben, wer will schon allein in diesem Land sein?

Dünne Kinder, wie Wolken von Vögeln, stürzen sich auf die Touristen, fragen nach Geld, Schokolade, Stiften, Shampoo…

 

Sie sind barfuß, sehr schmutzig, zu klein oder zu groß gekleidet. Die Junk-Haarspangen verloren sich in der Masse schmutziger Haare. Ein Gemisch von schwarzer Hände und funkelnder Augen.
Von klein auf zur Jagd auf Touristen trainiert, sehen sie diese schon von weitem kommen, scannen blitzschnell die Tasche, den Schmuck, die Brille, fangen ein Armband, das herausragt, „gib mir, gib mir, gib mir„, das ist der indische Hit, der überall zu hören ist, den ganzen Tag lang. 
Sie stürzen sich in den grünen Schlammsee, waschen sich, Kopf, gebräunter Körper bedeckt mit dem weißen Schaum der Seife, Männer und Frauen waschen ihre Wäsche mit einer Bürste auf dem nackten Stein, wie unsere Wäscherinnen von früher.
Auf der Barriere, am Straßenrand hängende Wäsche trocknet leise in der warmen Brise.

Die blonden Affen dringen in die Dächer ein, sitzen auf ihrem Gesäß, wie alte Männer, schauen der Sonne beim Laufen zu, kämpfen um Territorium oder Mülltonnen

 

Kuhhirten ziehen durch die Straßen, durchwühlen die unzähligen Müllhalden mit Hunden und Wildschweinen und betteln nonchalant bei vorbeigehenden Menschen um Futter. 
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang strömen die Touristen aus den Bäuchen der klimatisierten Busse, schwirren anarchisch um die Tempel wie Bienen um einen Bienenstock und verstreuen sich hinter einem desillusionierten Reiseführer.

Die Sonne sinkt in die pudrige, künstlerisch verschwommene Luft. Jetzt ist es an den Papageien, die Bühne zu betreten…

 

Die Glöckchen der Tempel fangen an, endlos zu läuten, ein berauschender Rhythmus, stur, betörend, ein nach der Andere.
Die fluoreszierenden grünen Papageien, blutroten Schnäbel, versammeln sich zu Hunderten, zu Tausenden in den riesigen Bäumen des Platzes.
Ihre Lieder überdecken den Lärm der Stadt. Sie beleben den dunkelblauen Himmel mit einer verrückten Choreografie aus grünen Raketenvögeln. Flügel so mächtig wie die Klinge eines Messers, das durch dichte Luft schneidet, säbelschwänzig wie der Pinsel eines Meisters auf einer ultramarinblauen Leinwand. Sie kommen und gehen bis zur totalen Dunkelheit, helle chinesische Schatten wie Tintenstrahlen, zerplatzend, zusammengefügt, wirbelnd mit aller Anmut der Welt, schreiben sie mit schrillen Silben geheimnisvolle Worte in den Himmel.

Die riesige rote Sonne scheint immer auf einen Schlag zu verschwinden. Bewegungslose und blutige Scheibe, im grauen Nebel schwebend, der Wind frischt plötzlich auf, dann verschwindet er im dichten Nebel wie ein Vorhang, ohne Flamme.
Der Mond geht über den Tempeln auf. Ihre komplexen architektonischen Silhouetten erheben sich, massive und anmutige Gebäude, am Horizont.

Reisen bietet manchmal viel mehr als nur einen Tapetenwechsel, es bietet auch Emotionen.

Die Tempel von Khajurâho sind in der Welt für ihre erotischen Statuen bekannt, was Touristen anzieht. Wie wäre es mit einem anderen Blickwinkel?

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