Nachdem das Mittagessen verschlungen ist, mache ich mir Gedanken, wie ich mein nächstes Ziel erreiche: Khovd
Es gibt einen Bus, der von Ölgiy abfährt, um näher an den Grenzposten von Bukgan zu kommen, ich muss nur den Ort und die Zeit wissen. Ich treffe mehrere Leute, darunter einen jungen dreisprachigen Mongolen, der einen chinesischen Bauingenieur begleitet. Beide sprechen gut Englisch, so dass wir uns eine Weile unterhalten können. Sie halten mich für verrückt und begleiten mich darum zum Busbahnhof, der zwanzig Minuten Fußweg entfernt ist.
Wir finden einen wirklich beschissenen kleinen Bus, den besten seiner Klasse, der nach Khovd fährt: Abfahrt um vier Uhr punktlich
Das ist normal, das ist die Mongolei. Ich soll nicht versuchen zu verstehen, warum der Fahrer um sechs Uhr anfängt, ein paar Stühle ab und einzubauen warscheinlich umsonst, noch warum wir im Dorf herumfahren, indem wir hier und dort ohne ersichtlichen Grund anhalten.
Mangels Komfort und Logik bleibt also nur die Betrachtung der atemberaubenden Landschaften, die wir durchfahren, durchgeschüttelt wie Orangina in diesem klapprigen Bus. Das Licht der untergehenden Sonne, der sich ultramarin färbende Himmel über der Ebene… ein wahres Gedicht!
Das braucht es, um die Fahrt zu genießen: Der Bus ist voll, das Fenster hinter mir hat kein Glas und es ist jetzt ziemlich kühl. Ich nutze die Pause, um mich in einen Eskimo zu verwandeln, ein Halstuch auf dem Kopf, zwei Fleece und einen Anorak auf dem Rücken, ich bin bereit für Nordpol. Wir kommen um 2 Uhr morgens in Khovd an. MapsMe weiß immer noch nicht, wo ich bin, aber zum Glück bittet mein kleiner Nachbar den Fahrer, mich vor dem einzig möglichen Hotel in der Stadt abzusetzen, von Lonely notiert: best place ever. Die gute Nachricht: Die Stadt ist nicht ohne Strom!
Die Hotelangestellte ist in ihrem Stuhl hinter dem Schreibtisch zusammengesunken. Sie spielt mit ihrem Handy und ist gar nicht gewillt, mich anzuschauen. Sie gibt mir schließlich die Schlüssel für ein Zimmer im dritten Stock und macht sich die größte Mühe, mich auf mein Zimmer zu begleiten.
Sie testet die Dusche, das Wasser fließt in winzigen Rinnsalen und es ist kalt. Ich sage: Kein Problem, das sehen wir morgen, ich will einfach nur ausschlafen
Die Schreie werden lauter, die Nachtwächter schätzt das nicht und alle schreien sich gegenseitig an.
Ich habe Morpheus auf die Warteliste gesetzt. Sie klopfen fast eine Stunde lang in allen Tempi von Pianissimo bis Fortissimo an die Tür
Morpheus ist geduldig, ich bin es auch: Ich habe eine Toilette zur Verfügung, saubere Laken und eine Dusche, die morgen früh auf mich wartet. Seien wir flexibel, das ist die Mongolei und morgen, wenn Dschingis einverstanden ist, gehe ich zurück nach China. Ein eher beruhigender Gedanke, denn der Lärm hört erst gegen vier Uhr morgens auf.